Kann Neurofeedback bei Schädel-Hirn-Trauma helfen?

Neurofeedback

Beim Neurofeedback werden Gehirnstromkurven (EEG-Wellen), die mit den verschiedenen Aktivitätsmustern im Gehirn zusammenhängen, per Computersoftware analysiert und zurückgemeldet. Das Feedback geschieht meistens durch visuell-akustische Rück¬koppelung, die es ermöglicht, ungünstige Gehirnwellenaktivität mittels operanter Konditionierung zu
verändern. Die Folge ist meist eine deutliche Verbesserung psychischer sowie physischer Symptome/Funktionen. Anwendbar ist
Neurofeedback-Training daher bei vielen unterschiedlichen Krankheitsbildern.

Wirksamkeit von Neurofeedback

Einfach ausgedrückt handelt es sich dabei um ein Verhaltenstraining für das Gehirn selbst; Sowohl auf bewussten als auch unbewussten Ebenen. Denn als Individuum haben wir so gut wie keine Möglichkeit, aktiv und bewusst unsere Gehirnwellenaktivität zu beeinflussen. Das Gehirn selbst besitzt keinerlei Sinnesrezeptoren dafür. Wir fühlen uns u.U. insgesamt
entspannter, wenn wir Alpha-Wellen produzieren, aber es könnten genauso gut auch Thetawellen sein, die diesen Zustand in uns hervorrufen. Somit ist uns die gezielte Einflussnahme auf unsere Hirnwellen nur über datenverarbeitende Hilfsmittel möglich, und genau an dieser Stelle setzt Neurofeedback an. Das dahinter stehende Wirkprinzip ist im Grunde ein Lernprozess, der in der Lerntheorie als „Operante Konditionierung“ bekannt ist unf tagtäglich z.B. in der Verhaltenstherapie Anwendung findet.

Neues Modell? Diagnosen vs. Symptomatik

Es gilt als gesichert, dass bestimmte Hirnwellen und Muster mit Störungen korrelieren. Die Veränderung dieser Hirnwellen durch Neurofeedback bewirkt damit auch eine Änderung der Symptomatik. In diesem Modell kann es z.B. vorkommen, dass ein vermehrtes Auftreten von Deltawellen im motorischen Kortex mit Bewegungsstörungen korrelieren. Die Veränderung dieses Musters kann dann zu einer Verbesserung der Symptomatik führen, insofern diese Muster für die Bewegungsstörung verantwortlich waren. Somit spielt die medizinische Dia-gnose zunächst einmal eine eher untergeordnete Rolle. Sie kann aber bei der Differenzierung zwischen zentral oder peripher bedingter Problematik helfen, und damit auch bei der Durchführung des Neurofeedbacks. Generell wird Neurofeedback meist dann als sinnvoll eingestuft, wenn die Symptomatik zentralnervöse Ursachen hat, wobei auch bei peripheren Ursachen, beispielsweise Schmerzen, die Empfindung im Gehirn durch Training der entsprechenden Hirnareale beeinflusst werden kann. Neurofeedback wird daher bei einer Vielzahl von Symptomen als hilfreich erachtet: Hierunter zählen u. a.: Aufmerksamkeitsstörungen (ADHS, ADS), Ängste, Sprach- und Bewegungs-störungen, Epilepsie, Autismus, chronische Schmerzen, Depressionen und sogar Schlafstörungen. Wesentlich für die Wirksamkeit ist immer, dass sich Gehirnwellen in ihrer Zusammensetzung unterscheiden und sich mittels operantem Konditionieren verändern lassen.

Wie wird Neurofeedback angewandt?

In unserer Einrichtung legen wir größten Wert auf die Messung der Hirnströme mittels eines QEEGs. Das sogenannte  quantitative EEG kann als eine moderne Art der „Digitalen Elektrotomographie des Gehirns“ bezeichnet werden; eine computergestützte Auswertung von aufgezeichneten EEG-Daten. Hierdurch ist es möglich, die Auffälligkeiten in Form von Hirnstromverteilungen mittels einer Datenbank visuell sichtbar zu machen. Diese Aufnahmen sind für den Kliniker von entscheidender Bedeutung. Er kann auf einen Blick Ansatzpunkte mit großem Verbesserungspotenzi-al für das Neurofeedback Training identifizieren, und somit die Therapie optimal planen. Ein weiterer Vorteil dieses Instruments ist, dass es als Computertomographieverfahren ohne teuren Aufwand auskommt und für den Patienten keine Belastungen in Form von Kontrastmitteln oder lauten und engen Röhren darstellt. Das Hirnstrombild mittels EEG zeigt verlässlich die entsprechenden funktionellen Auffälligkeiten und kann bereits leichtere Schädelhirntraumata kenntlich machen, die in anderen bildgebenden Verfahren oft noch nicht sichtbar sind.

Rot, orange gelb bedeutet – Regionen mit zu starker Aktivität
Blau bedeutet – Regionen mit zu geringer Aktivität
Weiß bedeutet – Regionen mit normaler Aktivität

Das als „Low Resolution Electromagnetic Tomography“ bekannt gewordene Verfahren, ermöglicht einen Blick in die die tieferen Regionen und bildet dort die entsprechende Hirnaktivität ab. Diese Form der Bildgebung ist relativ neu und dient der Unterstützung der Diagnostik ebenso, wie dem Training selbst. Die Abweichungen von der Norm zeigen sich in farbigen Abstufungen und geben dem Kliniker wichtige Hinweise in Bezug auf die Störungslokalisie-rung. Mit einer dafür speziell konzipierten Ausrüstung ist der geübte Therapeut in der Lage am Ort des Geschehens direkt einzuwirken und Veränderungen in den betreffenden Arealen herbeizuführen.
Seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es viel Forschung, um die Mängel des EEGs in Bezug auf die Quellenlokalisierung zu beheben. Diese Forschung hat zur Entstehung einer neuen Methode geführt. LORETA ist eigentlich eine Reihe von mathematischen Algorithmen, welche die dreidimensionale Position einer bestimmten Gehirnaktivität zu berechnen. Tatsächlich schätzt LORETA den Ort der Aktivität mit einem angemessen hohen Grad an Genauigkeit. Man könnte es damit vergleichen, basierend auf Elektroden, die sich auf der Kopfhaut befinden, das Epizentrum eines Erdbebens zu finden, basierend auf Messungen an der Oberfläche. Die Berechnungen basie-ren also auf herkömmlichen EEG-Daten. Mit dieser Methode kann man immer noch eine hohe Quellenlokalisierung mit einer relativ einfachen EEG Ausrüstung erhalten.

Neurofeedback mit LORETA.

Im klassischen Neurofeedback verwendet man zwei oder drei Sensoren, um jene Hirnareale direkt unterhalb des Schädels zu messen und zu trainieren. Allerdings LORETA Neurofeedback verwendet mindestens 19 verschiedene Sensoren. Das scheint viel zusätzliche Arbeit, jedoch nur durch Ver-wendung mehrerer Sensoren lassen sich tiefere Bereiche weit unterhalb der Schädeloberfläche trainieren.

Eine jener tieferen Hirnstrukturen wird das limbische System genannt. Das limbische System ist eine Ansammlung von Hirnarealen, die sich mit dem Gedächtnis und der Emotionsregulation be-schäftigen. Da viele psychische Probleme ihren Ursprung innerhalb einer Störung des limbischen Systems haben, bietet LORETA-Neurofeedback ein enormes Potenzial für die Behandlung. Ein gu-tes Beispiel ist die Verwendung von LORETA EEG-Neurofeedback bei der Behandlung von Zwangsstörungen und anderen kognitiven Störungen.

Was ist bei der Durchführung von Neurofeedback zu beachten?

Beim Neurofeedback werden Elektroden auf den Kopf angebracht, um dann die elek¬trische Aktivität des Gehirns mittels EEG (Elektroenzephalogramm) aufzuzeichnen. Diese EEG-Wellen geben in ganz bestimmter Weise Auskunft über gewisse Aktivitätszustände und kognitive Prozesse im zentralen Nervensystem. Dabei steht zweifelsfrei fest, dass sich diese Wellenmuster je nach psychischem und physischem Zustand des Menschen ändern.

Ziel des Neurofeedbacks ist es, günstigere Hirnwellenmuster zu erzeugen, die mit der Symptomverringerung einhergehen. So kann z.B. immer dann ein akustisches Signal gegeben werden, sobald die Zusammensetzung des Hirnwellenspektrums insgesamt günstiger ist. Meistens wird dies noch mit visuellem Feedback kombiniert.

Feedback ist Rückmeldung eines günstigeren Zustands und zugleich Lernprozess

Während des Trainings werden die erhobenen EEG-Daten ständig in Echtzeit analysiert, und dann mit den gewünschten Aktivitäten abgeglichen. Diese Abweichungen oder Annäherungen werden dann auf eine Feedback-Modalität übertragen. So wird beim Training beispiels-weise auf einem Bildschirm ein Flugzeug gezeigt, welches sich entsprechend der Veränderungen der Gehirnaktivität bewegt. Aufgabe des Trainierenden ist es nun, das Flugzeug in ein Ziel zu steuern, es dabei sinken oder steigen zu lassen. Das Durchfliegen des Zielringes wäre dann die Belohnung und die Feedback-Software macht dies entsprechend deutlich, indem dann Punkte gezählt werden, oder das Flugzeug in ein Looping-Manöver übergeht.

Von Seiten der Trainings- und Verhaltenstheorie steckt hinter Neurofeedback also eine Methode, mit der ein zielgerichtetes Verhalten verstärkt werden kann, welches einer günstigeren Zusammensetzung von Hirnwellen entspricht. Durch die besondere Programmierung der Feedback-Software kann dies jede Person, unabhängig vom Alter erlernen. Die Aufgaben sollen dabei möglichst intuitiv und simpel sein, beispielsweise „Fliege das Flugzeug durch den Ring“ oder „Versuche möglichst laute Töne zu erzeugen“, damit nicht zu viel darüber nachgedacht wird. So kann das Gehirn relativ unbewusst operant konditioniert werden.
Die Methode ist, wenn sie richtig angewendet wird, in der Regel ohne negative Nebenwirkungen und wird mit großem Erfolg angewendet. Forschungsarbeiten belegen die Wirksamkeit beispielsweise in Bezug auf ADHS und Schlafstörungen, aber auch bei vielen anderen Krankheitsbildern und Symptomkonstellationen.
Erfahrungen der Autoren gehen jedoch weit über das in der Literatur bekannte Spektrum hinaus.

Die Chancen des Neurofeedbacks sind unserer bisherigen Erfahrung nach enorm. Täglich hören wir von in unserem Institut ausgebildeten Therapeuten Erfolgsmeldungen. Auch wenn es einfach aussieht, die dahinterstehende Technik ist äußerst komplex und vereint modernste medizinische, therapeutische, physikalische und technische Aspekte.

Eine fundierte Ausbildung der Therapeuten, in Verbindung mit anhaltender Betreuung durch Mentoren, ist daher für uns absolut essentiell und unverzichtbarer Bestandteil unseres Ausbildungskonzepts.

Nicht alle Neurofeedback-Anwender haben die gleichen Voraussetzungen und viele haben nicht ausreichende Kenntnisse, da jede Symptomatik auch spezifisch zu behandeln ist.

Wie finden Sie einen vertrauensvollen und professionellen Anbieter?

Meist verfügen diese über die entsprechende Ausrüstung (QEEG), Erfahrung und weisen über eine Zertifizierung auch nach, dass sie ständig Weiterbildungen besucht haben. Diese Anbieter können Sie eingehend beraten, kennen ihre Möglichkeiten, aber auch ihre Grenzen.
Am Besten ist es aber, wenn Sie als Hilfesuchender sich versuchen selbst ein Bild von der faszinierenden Neurofeedbackmethode ein Bild zu machen. Wir bieten dazu auch ständig Infotage und kostenlose Webinare an.
Die Therapeutenliste des IFEN (Institut für EEG und Neurofeedback) finden Sie auf der Webseite des Autors.

Hypoxie und EEG?

Neurofeedback-Behandlungen bei Verletzungen des zentralen Nervensystems am BeispielGehirnerschütterung, Infantiler Zerebral Parese als Folge einer Hypoxie und Schlaganfall.

Es gibt viele verschiedene Verletzungen des zentralen Nervensystems, mit unterschiedlichen Ursachen, Schweregraden und Auswirkungen. Gerade bei diesen Patienten ist eine multimo-dale Therapie indiziert,bestehend aus beispielsweise operativen und medikamentösen, aber auch rehabilitativen und therapeutischen Techniken. Auch Neurofeedback, begonnen von der Diagnostik mittels QEEG bis zu Behandlungen mit multivariablen Trainingselementen, hat dabei seinen Platz mit wachsendem Stellenwert gefunden.

Exemplarisch zeigen sich bei einem leichten bis mittelschweren Schädelhirntrauma im QEEG oft Aktivitätsmuster, die denen eines Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms sehr ähnlich sind. Die Betroffenen geben
dazu oft Konzentrationsschwierigkeiten und schnelle Ermüdung bei geistigen Tätigkeiten an. Auch eine gewisse „Trägheit der Gedanken“ wird beschrieben. Da diese Beschwerden und die zugehörigen Muster sowohl im QEEG als auch während des Neurofeedback-Trainings gut fassbar sind, können oft gute Ansatzpunkte durch eine entsprechende Therapie gefunden werden. Zwar liegt grundsätzlich eine andere Ursache vor, als beispielsweise bei klassischem ADHS, die Auffälligkeiten sind allerdings ähnlich. Infolge dessen kann unserer Erfahrung nach auch mit ähnlichen Trainingsprotokollen eine Verbesserung des
Zustandes erreicht werden [1]. Hier wird davon profitiert, dass Neurofeedback immer den „IST-Zustand“ trainiert, unabhängig von Diagnose oder Ursache.

Ein weiteres Beispiel für eine Anwendungsmöglichkeit ist die Infantile Zerebral Parese, die oftmals Folge einer Hypoxie (Unterversorgung von Sauerstoff) ist. Dabei kommt es häufig zu geistigen, vor allem aber zu körperlichen Einschränkungen wie spastischen Lähmungen, die mit einer überhöhten Muskelspannung einhergehen. Natürlich kann Neurofeedback hier nicht alleine als therapeutische Maßnahme fungieren. .
Allerdings kann durch ein spezielles Trainingsprotokoll die Muskelspannung reduziert und die Willkürkontrolle erhöht werden. Außerdem wird die Häufigkeit von zentral ausgelösten Krämpfen oder sogar Anfällen reduziert [2]. Hier kann also mittels Neurofeedback-Training an einem ganz spezifischen Problem gearbeitet werden, was für Betroffene einen Zuwachs an Lebensqualität bieten kann.

Abschließend soll noch die Möglichkeit von Neurofeedback als Therapiebestandteil nach einem Schlaganfall genannt werden. Auch hier kommt es, entweder durch Blutung oder Gefäßverschluss, zu einer Hypoxie und damit Minderversorgung eines  ehirnareals. Die abgestorbenen Zellen können ihrer Funktion nicht mehr nachgehen, es kommt zu Ausfällen der entsprechenden Funktion, die mit diesem Areal in Verbindung stehen.
Dies kann je nach Schädigungsort sprachliche, kognitive, motorische oder emotionale Funktionen beeinträchtigen.
Unserer Erfahrung nach kann Neurofeedback hier durch das Trainieren der entsprechenden Hirnareale oftmals zu einer enormen Minderung der Symptomatik führen. Neurofeedback unterstützt hier das Wieder-Erlernen von Alltagsfunktionen und kann zu weitreichenden Verbesserungen kognitiver Funktionen führen [3]. Die negativen Nachwirkungen beispielsweise auf Stimmung und Persönlichkeit können ebenso behandelt werden.
Gerade im Feld der Neuroplastizität, das äußerst komplex ist, kann Neurofeedback das Gehirn beim (Um-)lernen und Restrukturierung von Aktivitätsmustern unterstützen.


[1] Munivenkatappa et al.: „EEG Neurofeedback therapy: Can it attenuate brain changes in TBI?“ 2014.
[2] Sterman et al.: „Suppression of seizures in an epileptic following sensorimotor EEG Feed-back Training.“
1972.
[3] Kober et al.: „Specific effects of EEG based neurofeedback training on memory functions in post-stroke
victims.“ 2015.

Diese Pressemitteilung wurde auf openPR veröffentlicht.
Thomas Feiner, BCIA BCN
Leiter des Instituts für EEG-Neurofeedback
Landsberger Str. 367
80687 München
Tel. +49(0)8982030739
info@neurofeedback-info.de
www.neurofeedback-info.de
www.ergotherapie-feiner.de
Das Institut für EEG-Neurofeedback ist eine akkreditierte Bildungseinrichtung zur beruflichen Aus- und Weiterbildung für alle Bereiche des Neurofeedbackbacks, sowie des Biofeedbacks. Das IFEN bildet sein 2008 Neurofeedbacktherapeuten aus und kooperiert mit internationalen Forschungseinrichtungen.
Es ist eines der wenigen Ausbildunginstitute weiltweit, welches auch eine internationale Zertifizierung der Biofeedback International Alliance ermöglicht.